Bestimmte Defekte an und in den Spermien haben auf das Ergebnis einer Kinderwunschbehandlung einen Einfluss. Insbesondere Schäden an der Spermien-DNA können eine Ursache für eine männliche Unfruchtbarkeit darstellen. Diese werden in der Standarddiagnostik eines Spermiogramms (Konzentration, Beweglichkeit, Morphologie/Samen-Struktur etc.) aber nicht erkannt, sondern können nur über einen sogenannten DNA-Fragmentationstest bestimmt werden.
Hierbei kann es vorkommen, dass nach Analyse der WHO-Parameter ein Normal-Befund erhoben wird, aber dennoch eine verminderte Fruchtbarkeit vorliegt.
Es gibt gute Hinweise darauf, dass vermehrte Brüche in der Spermien-DNA (sogenannte DNA-Fragmentierung) zu ausbleibenden Schwangerschaften und zu vermehrten Fehlgeburten führt. Je höher der Fragmentationswert (DFI/DNA-Fragmentierungs-Index) ist, desto mehr DNA ist beschädigt. Der DFI ist ein Maß für die Anzahl der Strangbrüche in der DNA und liefert damit Informationen über die männliche Fertilität. Dass eine vermehrte DNA-Schädigung möglicherweise auch zu Komplikationen im weiteren Verlauf der Schwangerschaft führt, war bisher unbekannt. Das legen aber neueste Studienergebnisse einer Kooperation schwedischer und dänischer Forscher nahe.
In dieser, im Fachmagazin Fertility and Sterility veröffentlichten Kohortenstudie mit insgesamt 1.594 Kinderwunschpaaren, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)-Behandlung unterzogen, und deren 1.660 Kinder die mittels assistierter Reproduktion gezeugt wurden, zeigte sich, dass ein hoher Anteil von DNA-Strangbrüche in den Spermien des Vaters mit einem nahezu verdoppelten Risiko für Präeklampsie (sog. Schwangerschaftsvergiftung) bei den Partnerinnen, aber auch mit einem deutlichen Risiko für eine Frühgeburtlichkeit verbunden war.
Dies erklärt auch warum bei assistierten reproduktionsmedizinischen Maßnahmen wie IVF und ICSI wiederholte Fehlgeburten, Frühgeburtlichkeit des Babys mit einem niedrigeren Geburtsgewicht oder eben das Auftreten von Präeklampsie beobachtet wird.
Bisher war wenig über die Auswirkungen der DNA-Fragmentierung auf die Schwangerschaft und die Gesundheit des Babys bekannt. Diese Studie stützt damit die breitere Anwendung eines DNA-Fragmentationstests und steht im Einklang mit der neuen Leitlinie der European Association of Urology. Hier wird bereits jetzt die Testung des DFI für Männer mit idiopathischer Infertilität und für Paare mit wiederholten Fehlgeburten (Aborten) empfohlen, unabhängig davon, ob die Schwangerschaft natürlich oder nach Kinderwunschbehandlung entstanden ist.
Bei Next Fertility IVF Prof. Zech bieten wir neben einem Standard-Spermiogramm nach WHO-Kriterien auch weiterführende diagnostische Testungen an. Dazu gehören je nach Spermiogramm-Variante die Messung des oxidativen Stresses (Redox-Potential), die Bestimmung von Peroxidase-Positive Leukozyten, eine hochauflösende Analyse der Spermienmorphologie sowie die Bestimmung des Chromatin-Status und eben auch der DNA-Fragmentierung.
Originaltitel: | High sperm deoxyribonucleic acid fragmentation index is associated with an increased risk of preeclampsia following assisted reproduction treatment |
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Autoren: | Amelie Stenqvist, Mona Bungum, Anja Bisgaard Pinborg, Jeanette Bogstad, Anne Lis Englund, Marie Louise Grøndahl, Anne Zedeler, Stefan R. Hansson, Aleksander Giwercman |
Jahr: | 2024 |
Publiziert in: | Fertility and sterility, S0015-0282(24)01939-3. Advance online publication. |
URL: | https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2024.08.316 |